Geschichte
Mühle Hunziken, since 1976
Futtermühle, Schweinezucht, Kulturlokal. Die Geschichte der Mühle Hunziken ist fast so vielseitig wie das Sammelsurium an Gegenständen, welches das Kult-Lokal heute beherbergt.
Fakten aus der Mühle
15'000 Artists
Since 1976
4000 Shows
Die Geschichte der Mühle
Die Grundmauern der Mühle Hunziken gehören zu den ältesten der Region und wurden 1480 zum ersten Mal erwähnt. Gegründet wurde das Konzertlokal durch Peter Burkhart (1942–2014), auch «Mühli-Pesche» genannt. 1973 kaufte er die Futtermühle zu Rubigen, zehn Tage, nachdem er sie zufällig entdeckt hatte. Er zog mit Frau, Kindern, Freunden und Freundinnen ein. Die Mühle war nun eine Wohngemeinschaft, und das selbst abgemischte Futter wurde an die eigenen fünfzig Schweine verfüttert, deren Population bald auf fünfhundert anwachsen sollte.
Mühli-Pesche
Burkhart bildete sich zum diplomierten Viehhändler aus, war Futtermüller und Schweinemäster. Bald musste er am Loeb-Egge in Bern Crêpes verkaufen, weil ein Anstieg der Sojapreise das kleine Unternehmen beinahe in den Ruin trieb. Als die Nachfrage nach Futtermehl aus Rubigen zurückging, baute Burkhart die Mühle nach und nach zu einem Konzertlokal um. Der erste Anlass in der Mühle Hunziken fand 1976 statt. Burkhart reiste weit, um in der Mühle Hunziken ein Sammelsurium an skurrilen Gegenständen und Figuren anzulegen – ob eine Jahrmarktorgel, Kunststoff-Figuren, ausgestopfte Tiere, alte Flipperkästen oder Grammophon-Trichter – es gibt nichts, was sich in der Mühle Hunziken nicht entdecken lässt. Burkhart leitete die Geschicke der Mühle Hunziken bis Sommer 2011, ehe er nach Frankreich auswanderte. Nach einem dreijährigen Rechtsstreit mit seinen Nachfolgern verkauften er und seine Familie am 6. Dezember 2014 die Gebäude. An Weihnachten 2014 verstarb Peter Burkhart.
Der Verkauf
Seit dem Verkauf sind zwei Pensionskassen die Eigentümerinnen der Liegenschaft: Die Gepabu-Personalvorsorgestiftung sowie der Coopera-Sammelstiftung PUK kauften das Konzerthaus mit dem Ofenhaus und dem ehemaligen Schweinestall, die beide zu Wohnungen ausgebaut wurden, sowie einen Pferdestall für 3,1 Millionen Franken. Seither haben sie die historische Liegenschaft in der gleichen Grössenordnung umfassend saniert, ohne dass dabei der besondere Charme der Lokalität verloren gegangen ist. Bei beiden Pensionskassen sind zahlreiche Künstler:innen versichert, welche auf Institutionen wie die Mühle Hunziken angewiesen sind.
Die Mühle Hunziken Konzert AG
Der Club selber gehört seit Dezember 2014 der Mühle Hunziken Konzert AG, die im Eigentum von Berner Privatpersonen steht und für das Konzerthaus einen 30-jährigen Mietvertrag mit den Liegenschaftseigentümern abgeschlossen hat. Präsident des Verwaltungrates ist der Berner Anwalt Thomas Bähler, als Vorsitzender der Geschäftsleitung war bis im August 2019 Christoph Fankhauser im Amt. Seit dem Saisonstart 2019/2020 zeichnet Christoph «Chrigu» Stuber für den Club verantwortlich.
Der «Hafen» für Berner Künstlerinnen und Künstler
Die Club-Betreiberin organisiert jedes Jahr über 150 öffentliche Anlässe verschiedenster Stilrichtungen, dazu kommen gegen 25 private Events. Zahlreiche international und national bekannte Künstlerinnen und Künstler gastieren regelmässig in der Mühle Hunziken, viele machen sogar einmal pro Jahr hier Halt. Die Mühle Hunziken gilt auch als «Hafen» für zahlreiche bekannte Berner Musikerinnen und Musiker – so waren die sieben Konzerte zum Tourstart der Schweizer Band Patent Ochsner im Oktober 2019 beispielsweise wenige Minuten nach Veröffentlichung restlos ausverkauft, insgesamt ist die Band bereits rund 40 Mal in der Mühle Hunziken aufgetreten. Wegbereiter des «Berner Rock» wie Polo Hofer (1945–2017), welcher in wechselnden Formationen gar rund 70 Konzerte in der Mühle Hunziken gespielt hat, und Hanery Amman (1952–2017) gingen in der Mühle Hunziken ein und aus. Der Bluesmusiker Philipp Fankhauser frequentierte die Mühle Hunziken bereits in den 1980ern – oft mit einer eigenen Demokassette im Sack, die er seinen Vorbildern zusteckte. Später zog Fankhauser gar in die Mühle ein, arbeitete in der Mühle, spielte unzählige Konzerte und blieb auch nach dem Verkauf der Lokalität eine zentrale Figur. Die Urgesteine Span waren 1980 die erste Rockband, welche in der Mühle spielte – 40 Jahre danach treten sie immer noch regelmässig im Palmenclub auf. Stiller Has standen 63 Mal auf der Bühne der Mühle. Auch die Berner Kultband Züri West ist mehr als 30 Mal in der Mühle Hunziken aufgetreten. Und selbst die neue Generation der Berner Mundartmusik fühlt sich in der Mühle Hunziken pudelwohl: So feierten etwa «Lo & Leduc» 2018 und 2019 sowohl ihre Tourabschlusskonzerte als auch ihre Plattentaufe in der Mühle Hunziken.
Konzerte unter freiem Himmel
Für Aufsehen sorgte die Mühle Hunziken mit ihren kreativen Umgang mit der Coronapandemie: Als 2020 Konzerte verboten waren, wurde die Mühle Hunziken kurzerhand zum Restaurant umfunktioniert, bekannte Musiker:innen bekochten das Publikum. Die Mühle Hunziken veröffentlichte ein Kochbuch mit den Rezepten der kochenden Künstler:innen. 2021 wurde die Mühle Hunziken zwischenzeitlich gar zum Museum. Zudem wurden erstmals in der Geschichte der Mühle Hunziken Konzerte unter freiem Himmel durchgeführt. Es entstanden zwei neue Spielorte im Aussenbereich: 2020 wurden Konzerte im kleineren «Mühligarten» ins Leben gerufen, 2021 kam die etwas grössere «Bühne am Teich» hinzu. Bekannte Künstlerinnen und Künstler wie Campino, Sänger der Toten Hosen, die Komikerin Hazel Brugger und die Schweizer Mundartband Patent Ochsner bespielten die «Bühne am Teich» bereits im ersten Jahr. Heute verfügt die Mühle Hunziken somit über drei verschiedene Bühnen: Eine innerhalb des Konzertlokals und zwei Sommerbühnen unter freiem Himmel in unmittelbarer Nähe zum Kultlokal.